Goslar: Die Kaiserpfalz am Harz

Kaiserpfalz: Einen besseren (Bei)Namen für Goslar gibt es nicht. Denn die Stadt am nördlichen Harzrand galt lange Zeit als Zentrum des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (HRR).

Wenn zwei Dinge Goslar prägten, dann die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und der Bergbau. Ein Wunder ist beides nicht. Zum einen bauten die Kaiser, die ihr Reich damals noch nicht zentral regierten, in Goslar eine Pfalz. Also eine burgähnliche Palastanlage, wo sie ihre Reichstage abhalten konnten. Zum anderen liegt die Stadt am nördlichen Harzrand und kuschelt sich damit regelrecht an die Harzer Berge. Erz und Holz waren somit reichlich vorhanden. Heute gilt die ehemalige Kaiserpfalz übrigens als Kreisstadt des Landkreises Goslar (Niedersachsen).

Pfalz: Von Königen und Kaisern

Für den Bergbau steht jedenfalls der nahe Rammelsberg. In diesem schürften die Menschen wohl schon vor 3.000 Jahren nach Erz. So richtig professionell ging man den Bergbau aber erst vor gut 1.000 Jahren unter den Ottonen an. In dieser Zeit mutierte der Rammelsberg zum (O-Ton goslar.de) „Kupferberg des hohen Mittelalters schlechthin“. Im Oberharz fand man zudem Silber. So gedieh im Tal an der Gose erst ein Ort. Dieser wuchs zur Stadt und schließlich zum Mittelpunkt des Reiches.

Denn Heinrich II. (973 oder 978 – 1024) errichtete am Fuß des Rammelsberg eine Pfalz. In dieser hielt der König des Ostfränkischen Reiches und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mindestens sieben Hoftage ab. Erstmals verbrieft ist eine die Pfalz übrigens für das Jahr 1005. Heinrich III. (1016 oder 1017 – 1056) baute die Anlage dann sogar zur größten Pfalz der Salier aus. Belegt sind 18 Hoftage, die meist über Monate gingen. Um 1045 bis 1050 ließ jener Heinrich die Stiftskirche St. Simon und Judas (Goslarer Dom) bauen. Sowie den Saalbau der Kaiserpfalz. Im November 1050 erblickt in Goslar sein Sohn das Licht der Welt, der ihm als Heinrich IV. (+ 1106) nachfolgte. Heinrich III. selbst starb bereits 1056 bei einem Jagdausflug in Bodfeld (Elbingerode). Sein Leichnam wurde in Speyer beerdigt, sein Herz dagegen in Goslar (St. Ulrichskapelle).

Der Ort an der Gose wuchs jedenfalls weiter. Im 11. und 12. Jahrhundert galt Goslar mit rund 5.000 Einwohnern als (mittelalterliche) Großstadt. Die Wirtschaft bestimmten nach wie vor Bergbau und Hüttenwesen. Eine Münzprägestätte gab es ebenfalls. Die Zeit als Machtzentrum neigte sich dennoch ihrem Ende entgegen. 1219 hielt Friedrich II. (1194 – 1250) den letzten Reichstag in Goslar ab und vergab auf diesem dem Ort das Stadtrecht.

Goslar wächst durch den Bergbau

Jener Friedrich schenkte 1235 den Rammelsberg auch dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Dieses verpfändete den Berg wiederum an Goslar. Damit profitierte die Stadt ab sofort selbst vom Bergbau. 1253 weilte mit Wilhelm von Holland der letzte König in der Kaiserpfalz. Die Geschichte der Stadt am nördlichen Harzrand ist deswegen jedoch nicht weniger interessant. 1260 gewährte der Hildesheimer Bischof Johann I. von Brakel den Sankt Johannis Bruderschaft am Rammelsberg seinen Schutz. Was banal klingt, gilt heute als Ursprung der Knappschaft. Damit der deutschen und europäischen Sozialversicherung. Um 1290 ist bereits ein Hospital für kranke bzw. verletzte Bergleute an der St. Johanniskirche eben am Rammelsberg belegt.

In den Jahren 1290 bis 1340 erwarb Goslar zudem die Reichsvogtei und das Heerschildrecht. Damit erhob sich Goslar zur Freien Reichsstadt. Bereits viele Jahr zuvor trat die Stadt einem Städtebund bei, aus dem später die Hanse hervorging. In diese Zeit fallen der Bau des Rathaus samt dem Huldigungssaal sowie das Gildehaus der Gewandschneider (Kaiserworth). Diese Bauten prägen bis heute den Marktplatz.

Sehenswürdigkeiten: Huldigungssaal & Kaiserpfalz

Überhaupt ist die Stadt am nördlichen Harzrand reich an historischen Sehenswürdigkeiten. Und zwar der/die/das…

  • Kaiserpfalz
  • Zwinger (Wehrturm von 1517, heute Museum, Restaurant & Fewo)
  • gotische Rathaus mit Huldigungssaal
  • Kaiserworth (Gildehaus der Gewandschneider, heute Hotel)
  • Kaiserringhaus (ehemaliges Kämmereigebäude mit Glockenspiel)
  • Brusttuch (Patrizierhaus von 1521)
  • St. Annenhaus (ältestes erhaltenes Fachwerkhaus von 1488)
  • Siemenshaus (Stammhaus der Industriellenfamilie Siemens von 1693)
  • Lohmühle (16. Jahrhundert)
  • Kemenate Röver (Ackerbürgerhaus)
  • Geburtshaus von Hermann Moritz von Sachsen
  • Wasserburg Wiedelah
  • Bahnhof Vienenburg (ältestes deutsches Bahnhofsgebäude von 1840)
  • Rammelsberg-Kaserne (1912–1914), heute EnergieCampus Goslar
  • Großes Heiliges Kreuz (Hospiz aus dem Mittelalter)
  • Kleines Heiliges Kreuz
  • Hirsch-Apotheke

Außerdem gibt es etliche Kirchen, Kapellen und Klöster wie die/das/der …

  • Domvorhalle (Stiftskirche St. Simon und Judas, Goslarer Dom)
  • St. Aegidienkapelle
  • Marktkirche St. Cosmas und Damian
  • Klosterkirche St. Peter und Paul (Frankenberg)
  • Stephanikirche (Barockkirche)
  • Neuwerkkirche St. Mariae in horto (stilrein romanisch)
  • St.-Jakobi-Kirche
  • Klauskapelle
  • Christuskirche
  • Stiftsruine St. Georg auf dem Georgenberg
  • Barocke Stiftskirche St. Georg in Grauhof
  • Kloster Riechenberg
  • Kloster Wöltingerode
  • Gustav-Adolf-Stabkirche in Hahnenklee
  • Trollmönch, ehemaliges Kloster
  • jüdische Friedhof in der Glockengießerstraße
  • Ruine St. Petri auf dem Petersberg

Zeugnisse von Reichtum und Macht

Ein Zeugnis des früheren Reichtum der Stadt ist bis heute übrigens das Brusttuch genannte Patrizierhaus. Erbaut 1521 bis 1526 sorgt dieses vor allem mit seinen Schnitzereien wie der Butterhanne für Aufsehen. Doch dieser Reichtum der Stadt und Bürger was gefährdet.

Denn 1525 bis 1527 lösten die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel den einst verpfändeten Rammelsberg aus. So gelang dieser – trotz Protesten der Goslarer über Jahrzehnte (!) – wieder unter die Kontrolle des Herzogtums. Das traf Goslar wirtschaftlich schwer. Zumal die Stadt im Dreißigjährigen Krieg bluten musste. Schwedische Truppen besetzten und plünderten 1632 die Stadt, die als Folge einen hohen Tribut zahlen musste. Goethe jedenfalls kanzelte auf seiner Harzreise 1777 Goslar als

„Reichsstadt, die in und mit ihren Privilegien vermodert“

ab. 1802 verlor Goslar mit der Einnahme durch die Preußen schließlich den Status als Freie Reichsstadt – nach 512 Jahren. Dafür brachten politische und wirtschaftliche Reformen Goslar wieder auf Kurs. Davon ab entdeckte man 1859 im Rammelsberg neue Erzvorkommen (Neues Lager). Entsprechend war der Bergbau wieder ein wichtiger Wirtschaftsfakor. Obwohl die Stadt nicht mehr direkt beteiligt war.

Goslar: Zweiter Weltkrieg bis heute

Dann ergriffen die Nazis die Macht. Das NS-Regime erhob Goslar zur „Reichsbauernstadt des 1.000-jährigen Reiches“. Dieses endete allerdings bereits am 10. April 1945 mit der Einnahme durch US-Truppen. Dennoch: Goslar hatte Glück im Unglück. Im Vergleich mit anderen Städten kam Goslar relativ gut durch diese Zeit. Bombenangriffe oder überhaupt Kampfhandlungen musste die Stadt nicht erdulden.

1988 war der Rammelsberg schließlich erschöpft. Bis dahin hatte der Bergbau in gut 1.000 Jahren 27 Millionen Tonnen Kupfer, Blei und Zinnerz zu Tage gebracht. Aus dem alten Bergwerk wurde jedenfalls ein Besucherbergwerk und ein Bergbaumuseum. 1992 zeichnete die UNESCO das frühere Bergwerk als elftes deutsches Kulturgut aus. Überhaupt vergaß die Stadt nie ihre Historie. Seit 1975 verleihen die Stadtoberen in Kooperation mit dem Mönchehaus Museum Goslar den Kunstpreis Goslarer Kaiserring.

Persönlichkeiten der Stadt Goslar

Persönlichkeiten brachte die Stadt – teilweise in den Ortsteilen – ebenfalls einige hervor. Zum Beispiel…

  • Heinrich IV. (1050–1106), König und Kaiser HRR
  • Henning Cramer von Clausbruch (1584–1646), Handelsherr, Bürgermeister
  • Hans Siemens (1628–1694), Kaufmann, Stadthauptmann, Erbauer Siemanshaus
  • Christian Schröder (1655–1702), Hofmaler am Prager Königshof
  • Moritz Graf von Sachsen (1696–1750), Feldherr, Marschall von Frankreich
  • Johann Nikolaus Frobes (Frobesius, 1701–1756), Mathematiker, Philosoph
  • Albert Niemann (1834–1861), Apotheker, Chemiker, Kokain-Entdecker
  • Otto von Grove (1836–1919), Maschinenbauingenieur, Geheimer Regierungsrat
  • Wilhelm Sante (1886–1961), Politiker (Zentrumspartei, CDU)
  • Kurt Rißling (1888–1967), Politiker, Oberbürgermeister Salzgitter
  • Adolf Grimme (1889–1963), Intendant Norddeutscher Rundfunk
  • Kurt Ruthe (1894–1980), Pädagoge, Polarforscher
  • Alexander Westermayer (1894–1944), Widerstandskämpfer Nationalsozialismus
  • Ernst Pistulla (1906–1945), Boxer
  • Heinz Günther Guderian (1914–2004), Offizier (Wehrmacht & Bundeswehr)
  • Rudolf Bindig (* 1940), Politiker (SPD), Bundestagsabgeordneter
  • Detlev Albers (1943–2008), Politologe und Politiker (SPD)
  • Hans-Dieter Möhring (* 1943), Brigadegeneral Bundeswehr
  • Karsten Porezag (* 1944), Historiker
  • Rainer Wujciak (1946–2017), Politiker, Beamter
  • Horst-Wolfram Kerll (* 1947), Diplomat
  • Otmar Heirich (* 1951), Jurist, Oberbürgermeister (Nürtingen))
  • Volker Bartsch (* 1953), Maler, Bildhauer
  • Rolf Schütte (* 1953), Diplomat
  • Hans-Joachim Geisler (* 1955), Schwimmer
  • Uwe Hain (* 1955), Fußballer
  • Georg Friedrich Hoffmann (* 1957), Mediziner, Hochschullehrer
  • Sigmar Gabriel (* 1959), Politiker (SPD), Vizekanzler, Bundesminister
  • Urte Schwerdtner (* 1963), Oberbürgermeisterin
  • Regine Schumann (* 1961), Künstlerin, Malerin, Lichtkünstlerin
  • Eckart Würzner (* 1961), Politiker
  • Christine Wilhelmi (* 1963), Schauspielerin
  • Ralf Ottmers (* 1970), Travestie-Star „Valetti“
  • Mathias Hain (* 1972), Fußballer
  • Belit Onay (* 1981), Landtagsabgeordneter, Oberbürgermeister (Hannover), Bündnis 90/Die Grüne
  • Aaron Hunt (* 1986), Fußballer
  • Johannes Hinrich von Borstel (* 1988), Sachbuchautor
  • Jolyn Beer (* 1994), Sportschützin
  • Marius Kleinsorge (* 1995), Fußballer

Alljährliche Events in Goslar

Apropos: Die Stadt feiert Jahr für Jahr gewisse Events. Und zwar…

  • Verleihung des Goslarer Kaiserrings
  • Deutscher Verkehrsgerichtstag
  • Goslarer Hansetage
  • Internationaler Altstadtlauf
  • Walpurgismarkt auf dem Marktplatz
  • Walpurgisnacht im Ortsteil Hahnenklee
  • Goslarer Tage der Kleinkunst
  • Schützen- und Volksfest
  • Kunsthandwerkermarkt
  • Altstadtfest (September)
  • Mordsharz-Festival in der Kaiserpfalz
  • Goslarer Weihnachtsmarkt (Dezember)
  • Niedersächsische Energietage (net)

Alle zwei Jahre findet außerdem der Presseball der Goslarschen Zeitung statt.

Die Verkehrsanbindung von Goslar

Durch den nördlichen Teil der Stadt führt die B6. Über die B369 ist Goslar an die A36 (Braunschweig – Bernburg (Saale) – Halle (Saale)) angeschlossen. Über die B82 außerdem an die A8 (Seesen / Rhüden). Ebenfalls durch Goslar verläuft die B241, während die B498 gen Osterode / Harz in der Stadt ihren Anfang nimmt.

Parallel gibt es drei Bahnhöfe. Und zwar neben dem Bahnhof Goslar jeweils einen in Vienenburg und Oker. Entsprechend gut ist die Stadt ans Schienennetz angeschlossen.

Zu Goslar gehören seit 1972 übrigens

  • die Stadt Oker,
  • Hahndorf,
  • Hahnenklee-Bockswiese und
  • Jerstedt.

Seit 2014 außerdem

  • die Stadt Vienenburg samt
  • Immenrode,
  • Lengde,
  • Lochtum,
  • Weddingen und
  • Wiedelah.

Mit der Eingemeindung von Vienenburg wuchs die Einwohnerzahl um 10.000 auf nun rund 50.200 Menschen. Mehr Infos zur Stadt der Kaiser findet ihr unter goslar.de.

Quellen: goslar.de, wikipedia.de

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