Blankenburg (Harz): Die Blütenstadt am Harz

Blütenstadt, so bewirbt sich Blankenburg (Harz) selbst. Und das passt, wenn ihr durch die (blühenden) barocken Gärten flaniert. Überhaupt ist die kleine Stadt arg unterschätzt.

Wer abseits der Touristenströme in Wernigerode, Quedlinburg, Stolberg oder Braunlage Ruhe genießen will, ist in Blankenburg goldrichtig. Denn diese Stadt ist – zu unrecht – kaum überlaufen. Im Gegenteil. Dennoch ist die Lage top. Von West und Süd schützen die Harzer Berge die Kleinstadt, womit das Klima milder als anderswo ist. Davon ab liegt Blankenburg (Harz) auf jeweils halber Strecke im Dreieck Wernigerode, Quedlinburg, Halberstadt. Tatsächlich gilt die Blütenstadt sogar als geografischer Mittelpunkt des erst 2007 geschaffenen Landkreises Harz (Sachsen-Anhalt).

Die Geschichte von Blankenburg (Harz)

Historisch ist die kleine Stadt am nördlichen Harzrand jedenfalls ganz groß. Grafschaft, Residenzstadt, Garnisonsstadt: Die Blütenstadt am Harz hat eine lange Geschichte. Diese begann mit der Blankenburg, die hoch oben über der heutigen Stadt auf einem Kalksteinmassiv namens Blankenstein thronte. Nach dieser Burg – heute das Große Schloss – benannte man wiederum die Stadt, die 1212 erstmals urkundlich verbrieft ist.

Aus dem 13. Jahrhundert stammen wohl auch die zwei ältesten Gebäude der Stadt. Das Rathaus sowie die Kirche St. Bartholomäus. Ab 1305 ist eine 1.550 m lange Stadtmauer verbrieft. Damals war die Stadt quasi Hauptsitz der hiesigen Grafen von Regenstein. Diese bewohnten zwar die nahe Burg Regenstein, besaßen neben dieser aber auch die Blankenburg und später die Altenburg (Heimburg). 1599 starben die Regensteiner allerdings 1599 aus. Die Grafschaft fiel daher als erledigtes Lehen an den Herzog zu Braunschweig-Lüneburg zurück. Trotzdem ist das Regensteiner Geschlecht bis heute unvergessen. Das Wappen der Stadt ziert – neben einem Turm – Helmzier und Wappenschild der früheren Grafen.

Für 1616 sind 255 Häuser in Blankenburg belegt, womit der Ort als Stadt mittlerer Größe in galt. In diese Epoche fällt aber auch eine schlimme Ära. Obwohl vom Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lange verschont, wurde die Blütenstadt 1625 von Oberst Jean de Merode besetzt. Die kaiserlichen Truppen wüteten böse in der Stadt. Bis heute erinnern neun ins Rathaus eingemauerte Kanonenkugeln an diese Epoche. Anschließend galt der Ort – wie viele andere – als verarmt. Die Herzöge von Braunschweig kurbelten jedoch den Wiederaufbau an.

Die Blütenstadt wird zur Residenzstadt

Mehr noch: 1651 ging die Stadt an die Linie Wolfenbüttel. Der regierende Herzog Anton Ulrich (1633 – 1714) vermachte den Ort seinem zweiten Sohn Prinz Ludwig Rudolph (1671 – 1735) als Paragium. Eine Art Abfindung für nachgeborene Söhne. Unter Ludwig Rudolph blühte Blankenburg jedenfalls geistig wie wirtschaftlich auf. Der Prinz baute zum Beispiel die Blankenburg zum Barockschloss um. Außerdem die Barocken Gärten samt dem Kleinen Schloss oder das Lustschlösschen Luisenburg. Parallel wurde die Grafschaft zum Fürstentum und Ludwig Rudolph somit zum Fürsten.

Dennoch lief nicht alles glatt. Als „historisches Kuriosum“ gilt etwa die Besetzung der Ruine Regenstein durch kurbrandenburgische Truppen. So stellte diese bis 1945 eine preußische Enklave mitten im Braunschweiger Land. Dafür erlebte Blankenburg anfangs des 18. Jahrhundert eine zweite Blüte. Der Bergbau sowie die Verhüttung von Eisen sorgten für einen weiteren Aufschwung des ganzen Fürstentums. 1789 zählte die Stadt 386 Wohnhäuser sowie 2.526 Einwohner.

Neben Eisenerz füllten übrigens Sandstein, Kalk und Farberden die Kassen. Durch Zuzug wuchs die Einwohnerzahl immer weiter. Anno 1900 lebten 10.000 Menschen in Blankenburg. Schwerindustrie entstand. Zum Beispiel die Harzer Werke. Außerdem die Eisenbahnlinie Blankenburg-Halberstadt und die Harzbahn (später Rübelandbahn) nach Rübeland und Elbingerode hinauf. Hotels, Pensionen und Ausflugslokale kamen auf. Somit wieder Tourismus. Zumal immer mehr Pensionäre Blankenburg als Ruhesitze wählten.

Sehenswürdigkeiten: Blankenburg & Regenstein

Sehenswürdigkeiten findet ihr in der Blütenstadt viele. Und zwar…

  • Großes Schloss Blankenburg im Barockstil (frühere Blankenburg)
  • Kleines Schloss im Barockstil samt Schlossgarten
  • Schlosshotel (ehemals Schlosskaserne)
  • Lustschlösschen Luisenburg (Ruine)
  • Ausflugslokal Ziegenkopf samt Aussichtsturm
  • Burgruine und Festung Regenstein
  • Kloster Michaelstein
  • Waldfriedhof Blankenburg
  • Rathaus

Dazu kommen diverse Kirchen, Fachwerkhäuser, Villen und Museen. Zum Beispiel das Herbergsmuseum, das dem Handwerk gewidmet ist und in Deutschland einzigartig ist. Darüber hinaus ist die Gegend bei Wanderfreunden beliebt. Teufelsmauer (Kammweg) und Sandhöhlen (Heers) sind so bekannt wie legendär.

Blankenburg wird zur Kreisstadt

Schon lange vor 1900 erlebte die Stadt übrigens einige Änderungen. Zum einen wurde das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel zum Herzogtum Braunschweig. Das Gebiet um Blankenburg selbst fasste die Obrigkeit im neuen Landkreis Blankenburg zusammen – mit der Blütenstadt als Kreisstadt. Ab 1850 gab es zudem das Amtsgericht Blankenburg.

Ab 1914 galt das Schloss Blankenburg dann als Nebenwohnsitz des Herzogs Ernst August von Braunschweig und Lüneburg. Dieser war mit Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, einer Tochter Kaiser Wilhelms I., verheiratet. Die gemeinsame Tochter Friederike (1917 – 1981) ehelichte wieder Paul von Griechenland, später König von Griechenland. Aus dieser Ehe ging 1938 die Tochter Sophia hervor, die Juan Carlos I. von Spanien heiratete. Entsprechend ist Sophia die Mutter des heutigen spanischen Königs Felipe VI.

Blankenburg (Harz) machte hingegen mit Schlamm und Moor Umsatz. Diese bildeten die Grundlage eines Kurbetriebs, welcher der Stadt 1937 den Status als Kurbad einbrachte. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs suchte die Herzogsfamilie das Weite. Die Stadt selbst blieb vom Krieg relativ verschont. Erst am 20. April 1945 flogen die Amerikaner einen Bombenangriff. Kurz darauf besetzten US-Truppen die Statt. Später dann Briten, ab Juli 1945 Sowjets. Die Besatzungszonen teilten schließlich den Landkreis Blankenburg. Das Blankenburger Schloss wurde zuerst ein Erholungsheim, später eine Fachschule. Nach der Wende stand die einstige Blankenburg leer, bis sich der Verein Rettung Schloss Blankenburg e.V. dem historischen Gemäuer annahm.

Bekannte Persönlichkeiten der Blütenstadt

Eine der großen Persönlichkeiten Blankenburgs ist der Bankier und frühere Bürgermeister Carl Löbbecke (1809 – 1869). Dieser erkannte schon damals den aufkommenden Tourismus und ließ die Blankenburger Teufelsmauer begehbar machen. Seither heißt der Kammweg auch Löbbecke-Stieg. Gleich auf den ersten Metern des urigen Wegs steht zudem der Löbbecke-Felsen.

Die Rodlerin Tatjana Hüfner ist zwar nicht in Blankenburg geboren, aber in der Blütenstadt aufgewachsen. Auch ihr „Handwerk“ erlernte die fünfmalige Weltmeisterin hier. Geborene Blankenburger sind der bekannte Koch Robin Pietsch, die Rodlerin Susi Erdmann, der Gewerkschaftler August Winnig oder Friederike von Hannover. Sowie…

  • Anton Carl Luplau (1745–1795), Porzellan-Bossierer, Modelleur
  • Johann Carl Moll (1748–1831), Mathematiker, Präsident Kriegskollegium, Stadtkommandant Braunschweig
  • Julius von den Brinken (1789–1846), Forstmann
  • Wilhelm von Schleinitz (1794–1856), Minister Herzogtum Braunschweig
  • Joseph von Radowitz (1797–1853), General, Politiker
  • Julius von Schleinitz (1806–1865), Politiker
  • Gustav Adolf Breymann (1807–1859), Architekt, Hochschullehrer
  • Carl Heinrich Wilhelm Wolf (1820–1876), Architekt, Braunschweiger Baubeamter
  • Adolph von Steinwehr (1822–1877), Geograph, Kartograph, Brigadegeneral im amerikanischen Bürgerkrieg
  • Albert von Otto (1836–1922), Politiker
  • Adolf Ledebur (1837–1906), Metallurge, Entdecker Ledeburit
  • Theodor Hecht (1850–1917), Architekt
  • Gustav Rienäcker (1861–1935), Maler
  • August Winnig (1878–1956), Gewerkschafter, Oberpräsident in Ostpreußen
  • Polykarp Kusch (1911–1993), Physiknobelpreisträger
  • Friederike von Hannover (1917–1981), Ehefrau Paul I. König von Griechenland
  • Manfred Borges (1928–2022), Schauspieler (DEFA, DFF)
  • Günter Nachtigall (* 1930), Turner
  • Susi Erdmann (* 1968), Rodlerin, Bobfahrerin
  • Heike Tillack (* 1968), Leichtathletin
  • Manuela Lutze (* 1974), Ruderin, Olympiasiegerin
  • Christian Lademann (* 1975), Radrennfahrer
  • Kenah Cusanit (* 1979), Autorin
  • Claas Gutsche (* 1982), Künstler
  • Sebastian Nebe (* 1982), Maler
  • Robin Pietsch (* 1988), Koch
  • Pretty Pink (Anne Karolczak, * 1989), Musikproduzentin, DJ
  • Danilo Riethmüller (* 1999), Biathlet, Olympionike

Blankenburg (Harz): alljährliche Events

Jahr für Jahr finden diverse Veranstaltungen statt. Zum Beispiel…

  • Blankenburger Karneval
  • Wikingerfest auf Burg Regenstein (Ostern)
  • Ritterturnier auf Burg Regenstein (Juli)
  • Altstadtfest (August)
  • Michaelsteiner Klosterfest (August)
  • Sternthaler Weihnachtsmarkt (Dezember)

Außerdem gibt es über das gesamte Jahr historische Wochenenden. Alle paar Wochen dampft zum Beispiel die legendäre Bergkönigin die alte Harzbahn nach Rübeland hinauf. Weitere Events sind die Michaelsteiner Klosterkonzerte oder das Blankenburger Schachturnier im Rathaussaal.

A36 & Co.: Verkehrsanbindung

Verkehrstechnisch ist die Blütenstadt übrigens hervorragend angebunden. Zum einen durch die Autobahn A36, der früheren B6. Außerdem führt die Bundesstraße B81 (Halberstadt – Nordhausen) durch die Harzstadt. Die B27 wiederum beginnt in Blankenburg und führt quer über den Harz, Braunlage und Bad Lauterberg bis nach Baden-Württemberg. In der Stadt gibt es zudem einen (Kopf)Bahnhof, der den Ort mit Halberstadt verbindet.

Eingemeindet sind übrigens die umliegenden Dörfer

  • Börnecke
  • Cattenstedt
  • Heimburg
  • Hüttenrode
  • Timmenrode
  • Wienrode

sowie die Kleinstadt Derenburg. So kommt die Blütenstadt am Harz heute auf knapp 19.200 Einwohner.

Mehr Infos erfahrt ihr auf der offiziellen Website der Stadt unter blankenburg.de.

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