Burg und Festung Regenstein bei Blankenburg (Harz)

Burg und Festung Regenstein bei Blankenburg (Harz)

Erstmals Erwähnung findet sie 1162: die Burg Regenstein. Heute ist die Ruine der Höhenburg jedoch eher als Burg und Festung Regenstein bekannt. Denn nach den Regensteiner Grafen nutzen die Preußen und Franzosen das Areal. Eine interessante ebenso wie lange Geschichte ist euch also gewiss…

Die Geschichte der Burg beginnt wie gesagt 1162. Zumindest offiziell. In jenem Jahr taucht die Burg erstmals in einer Urkunde auf. Oder vielmehr deren Besitzer: Konrad Comes de Regenstein. Heute würde am Konrad Graf von Regenstein sagen. Der gute Mann war jedenfalls ein Sohn von Graf Poppo I. von Blankenburg, der somit als Stammvater der Regensteiner (und Blankenburger) Grafen gilt. Wer die Burg erbaute, ist leider nicht bekannt. Ebenso wie die Zeit der Erbauung. Diese dürfte wohl irgendwann im 12. Jh. liegen. Ihren Namen verdankte die Burg wiederum dem rund 2 km langen Höhenzug Regenstein. Dieser liegt rund 3 km nördlich von Blankenburg (Harz) sowie 3,5 km nordwestlich von Heimburg. Heute zählt die Gegend zum Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt.

Die Burg ist aus dem Fels gehauen

Interessant ist der Höhenzug Regenstein mit seinen 293,9 m ü. NN jedenfalls allemal. Weil er aus Sandstein besteht. Das wieder machten sich die Erbauer zunutze. Indem sich sich regelrecht in den Fels buddelten. Zumal der Standort für eine Burg im Mittelalter optimal war. Nach Nord und West fällt der Berg bis zu 80 m steil ab. Die „offenen“ Seiten gen Ost und Süd sicherten die Erbauer mit einem Graben. Diesen grub man ebenfalls in den Fels. Apropos: Die Burg Regenstein – mitunter Reinstein oder Rheinstein genannt – liegt auf 289,4 m ü. NN.

Heute sind von der eins mächtigen Anlage leider Gottes nur noch ein paar traurige Reste vorhanden. Etwa der rund 8 m hohe Stumpf der Bergfrieds, der aber seit Jahren wegen Baufälligkeit gesperrt ist. Sowie etliche der unverwüstlichen, weil eben in den Fels geschlagenen Räume und Gänge. Diese stellten einst das Untergeschoss der Burg. Von der sind aber wie gesagt – bis auf den Bergfried – keine Mauerreste mehr vorhanden. Der Bereich der eigentlichen Burg ist dafür heute mit einer Palisade aus Holz nachgestellt. Tipp: Haltet „unten“ mal kurz inne. Dann seht ihr einige Gänge und viele ausgetretene Stufen, die von einer regen Nutzung zeugen.

Stammsitz der Grafen von Regenstein

Genutzt wurde die Burg wohl wirklich rege. Schließlich stellte diese über Jahrhunderte den Stammsitz der Regensteiner Grafen. Diese waren wie erwähnt – Stichwort Poppo I. – eng verwandt mit den Blankenburger Grafen. Als Vater von zwei Söhnen vermachte der gute Poppo nämlich dem einen Sohn die Blankenburg (heute das Große Schloss), dem anderen die Burg Regenstein. Berühmt-berüchtigt sind die Grafen von Regensteiner aber vor allem wegen Albrecht II. Dieser lebte 1310 bis 1349 und war wohl recht streitsüchtig. Speziell in den 1330ern ging es sprichwörtlich rund. Damals stritt sich Albrecht nicht nur mit Quedlinburg, sondern außerdem mit der Äbtissin von Quedlinburg und dem Bischof von Halberstadt. Keine gute Kombination für den Grafen.

Burg Regenstein Brockenblick
Brockenblick: Eine tolle Aussicht ist euch von der Burg Regenstein gewiss…

Als Albrecht nämlich gegen die Quedlinburger zu Felde zog, bekamen diese vom Bischof nur allzu gern Hilfe. Der Regensteiner geriet 1337 gar in Gefangenschaft und musste – angeblich – im sogenannten Raubgrafenkasten „einsitzen“. Ob das der Tatsache entspricht, ist wegen Albrechts Stellung allerdings fraglich. Zumal die Regensteiner Grafen damals die offiziellen Schutzherren von Quedlinburg waren. Dennoch ist Albrecht II. von Regenstein bis heute als Raubgraf verschrien. Albrecht kam natürlich relativ schnell wieder frei, wurde aber Jahre später heimtückisch ermordet. Auftraggeber: Albrecht II. von Lüneburg-Braunschweig, Bischof von Halberstadt. So oder so: Albrecht II. ist durch etliche Geschichten bekannt. Etwa „Der Raubgraf“ von Gottfried August Bürger oder dem Roman „Der Raubgraf“ von Julius Wolff. In der Realität stellten die Grafen von Regenstein jedenfalls eine Macht, die große Teile im Nordharz und des Vorlandes beherrschte. Ein weiterer Grund, der übrigens gegen die Gefangenschaft im Grafenkasten spricht.

Burg Regenstein: neue Herren aus Bayern

Im 15. Jh. gaben die Regensteiner schließlich ihren Stammsitz auf. Eine Burg war zu jener Zeit nicht mehr so recht standesgemäß. Daher zogen die Grafen – nach der Wiedervereinigung der drei Linien Regenstein, Blankenburg und Heimburg – auf die Blankenburg um. Diese war mittlerweile zum Schloss umgebaut und ist heute auch so bekannt. Nämlich als Großes Schloss von Blankenburg. Nach über 400 Jahren starb das Geschlecht 1599 schließlich mit Graf Johann Ernst von Regenstein aus. Der letzte seiner Linie war da gerade mal drei Jahre alt. Und die einstige Stammburg längst verfallen.

Dennoch erhielt die Burg 1643 einen neuen Herrn: Graf Wilhelm von Tattenbach aus Niederbayern. Lehensgeber war ausgerechnet Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, zu jener Zeit Bischof von Halberstadt. Die Familie von Tattenbach nannte sich fortan jedenfalls von Reinstein-Tattenbach. Allzu lange herrschten die Bayern über die Burg Regenstein aber nicht. 1671 wurde Johann Erasmus Graf von Reinstein-Tattenbach der Kopf abgeschlagen. Der gute Graf war an der Magnatenverschwörung gegen Kaiser Leopold I. von Habsburg beteiligt.

Die Grafschaft konfiszierte schon ein Jahr zuvor Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Damit quasi die Preußen, denn Friedrich Wilhelm war gleichzeitig Herzog in Preußen. Die Brandenburger bzw. Preußen bauten die Burg prompt zur Festung aus. So entstanden die fünf Bastionen Friedrich-Wilhelms-Burg, Karlsburg, Mühlberg, Neubrandenburg sowie Scharfe Ecke. Außerdem Magazine, Zeughäuser, Kasernen, Wirtschaftshäuser und die Toranlage.

Preußen & Franzosen: Burg wird zur Festung

Die neue Festung Regenstein nahm schließlich den gesamten Bergrücken ein. 1677 erklärten die Preußen die Festung dann zur Garnison. Die Burg – einst immerhin 180 x 90 m groß und von vier Toren und sieben Türmen gesichert – machte von der Festung Regenstein nur noch einen kleinen Teil aus. Der einstige Burgbereich ist heute mit einer hölzernen Palisade markiert. Die neue Festung stand jedenfalls nicht in Gottes Gunst. 1736 schlug der Blitz ein, mitten in den Pulverturm. Die Explosion zerstörte große Teile der Anlage. Doch statt diese aufzugeben, bauten die Preußen weiter aus. 1742 maß die Umfassungsmauer daher ganze 1.200 m.

Burg & Festung Regenstein

Dann kam der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763). Am 12. September 1757 mussten die Preußen Burg und Festung den Franzosen übergeben. Von deren Besatzung kündet bis heute eine in den Sandstein geritzte (französische) Lilie, die ihr am nördlichen Aufgang (Tunnel) findet. Die Besatzer bauten die Festung ebenfalls weiter aus. Viel Zeit blieb den Franzosen dafür freilich nicht. Fünf Monate nach Übergabe eroberten die Preußen die Festung Regenstein zurück. Das war am 12. Februar 1758. Statt sich jedoch in dieser wieder zu verschanzen, machten die Preußen die Anlage unbrauchbar. Das Pulverlager hoch oben sprengte man sogar. Sehen könnt ihr heute daher nur noch Kasematten, Mauerreste der Bastionen, Erdwerke, die Felsräume und das (restaurierte) Eingangstor samt Halsgraben.

Einzigartig: Burg und Festung Regenstein

Imposant ist die Festung aber nach wie vor. Freilich kein Wunder. Die aus den Fels gehauenen Räume sind bei einer Burg eher selten. Selbst die Pferdeställe waren aus den Sandstein geschlagen. Das macht den Regenstein zu einer einzigartigen Felsenburg. In manchen dieser Räume könnt ihr heute übrigens Bodenfunde aus dem Burgbereich zu sehen. Die ältesten reichen bis in frühe 11. Jh. zurück. Dabei war die Burg durchaus modern. So sind zum Beispiel Warmluftheizungen belegt. Außerdem eine 20 m tiefe Zisterne und ein 197 m (!) tiefer Burgbrunnen. Dieser war natürlich ebenfalls in den Fels geschlagen und gilt als tiefster Burgbrunnen der Welt. Angeblich brauchte es drei Mann, um den 40 l fassenden „Eimer“ zu heben. Der ganze Vorgang soll zudem 15 Minuten gedauert haben. 1855 schüttete man den Brunnen leider wegen Baufälligkeit zu.

Nach 1758 gingen die Regensteiner Weiden und Wälder jedenfalls an das preußische Amt Westerhausen. Danach an Westphalen (Kanton Halberstand-Land) und schließlich an den Kreis Halberstadt. So galt der Regenstein von 1815 bis 1945 als kleinste preußische Exklave überhaupt. Drumherum: das Herzogtum Braunschweig. Lange zuvor, im September 1784, besuchte übrigens ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe die Burg und Festung Regenstein. Und zwar zusammen mit dem Maler Georg Melchior Kraus. Goethe weilte aus geologischen Studien hier, wie zwei Zeichnungen und eine Gesteinsprobe in der Goetheschen Gesteinssammlung beweisen.

Burg und Festung Regenstein: lebendige Geschichte

Heute könnt ihr mitunter selbst erleben, wie wieder gerüstete Ritter und feine Edeldamen auf der alten Burg wandeln. Traditionell feiert die Burgruine nämlich Jahr für Jahr drei Großveranstaltungen. Über Ostern fallen die Wikinger auf der Burg und Festung Regenstein ein. Über Pfingsten findet die Burgerstürmung durch mutige Ritter statt. Im Juli schließlich das Ritterturnier. Zu diesen Tagen ist die Burg brechend voll, der Besuch lohnt zu dem Spektakel aber allemal.

Burg und Festung Regenstein Aussicht
Burg und Festung Regenstein: Die Aussicht auf die Harzer Berge

Auch für Wanderfreunde ist das Gebiet rund um den Regenstein gut erschlossen. Neben der Burg locken euch die alte Regensteinmühle sowie die Sandhöhlen im Heers. Als Stempeljäger der Harzer Wandernadel findet ihr daher gleich drei Stempel auf einer Runde. Apropos: Die Burgruine Regenstein stellt die Stempelstelle 80.

Lust zu wandern? Auf dem HarzerWanderGuiDE findet ihr mehr Infos zur Stempelstelle 80.

Burg und Festung Regenstein: Öffnungszeiten

Die Festung samt Burg ist heute übrigens ein einziges großes Freilichtmuseum. Bei gutem Wetter habt ihr von der Burg eine fantastische Rundumsicht, die bis zu 50 km reicht. Inklusive einem tollen Brockenblick. Geöffnet ist die Burgruine das ganze Jahr, ausgenommen Weihnachten (24./25./31 Dez.) und am 1. Januar. Bei schlechtem Wetter ist die Burg ebenfalls geschlossen.

Öffnungszeiten:
April bis Okt.: täglich von 10 bis 18 Uhr
Nov. bis März: Mi. bis Do. 10 bis 16 Uhr
Weihnachtsferien: täglich 10 bis 16 Uhr
Winterferien: täglich 10 bis 17 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene 3,00 Euro, Kinder (ab 6 J.) 1,50 Euro
Gruppen ab 20 Pers.: Erwachsene 2,40 Euro, Kinder 1,20 Euro
Jahreskarte: Erwachsene 24,00 Euro, Kinder 12,00 Euro
20 % Nachlass auf Blankenburger Urlaubsticket & Harzgastkarte
freier Eintritt mit Harzcard

Achtung: Sonderevents wie das Ritterfest haben gesonderte Preise.

Parkplatz:
Einen Parkplatz (Am Platenberg) findet ihr 300 m unterhalb der Burg und Festung Regenstein – kostenlos.

Anfahrt:
Über die A36 (ehemals B6n), die B81 oder B27. Die Burg und Festung Regenstein ist ausgeschildert.

Toiletten:
Direkt am Parkplatz sowie auf der Burg nahe dem Tor (behindertengerecht).

Übernachtungen sind keine möglich.

Weitere Infos zur Burg und Festung Regenstein findet ihr auf blankenburg.de.
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